#Lieblingsmomente (aus Kapitel 11)
#„Seit gestern Abend habe ich mir nichts mehr gewünscht, als Sie wieder zu sehen, Laura!“, Frederik beugte sich zu Laura vor und blickte ihr direkt in die Augen. „Ich hoffe nur, dass ich Ihnen mit diesem einsamen Treffen zu später Stunde nicht gleich zu nahe trete ...“
„Sie sind ein unglaublicher Charmeur, Frederik Wittenberg“, warf sie lachend ein. Frech, gewagt, selbstbewusst und selbstherrlich, dachte sie, mach nur weiter so, Freundchen. Ihre Alarmglocken warnten sie dringlichst, aus diesem Vorspiel etwas Tempo zu nehmen. „Erzählen Sie mir jetzt, was eigentlich in Ihrer Firma los ist?“
„Was soll ich sagen“, Frederik lehnt sich zurück und schwang die Beine über den Rand des Stegs. „Mein bester Freund und Vorstandskollege, Jochen Breiter, hat sich vom Acker gemacht. Keiner weiß, wo er steckt, und es besteht der dringende Verdacht, dass er sich aus unserer Entwicklungskasse bedient hat. Ob es nur Geld ist, was aus dem Unternehmen geflossen ist, wissen wir noch nicht, aber ich befürchte, dass auch die Entwicklung unserer neuesten Robotergeneration gefährdet ist. Sie müssen wissen, Jochen ist der größte Wissensträger dieses Zukunftsprojektes. Leider hat gestern Abend nun auch die Presse von seinem Verschwinden Wind bekommen – fragen Sie mich nicht, woher – woraufhin unser Börsenkurs heute Vormittag regelrecht abgestürzt ist. Und wenn ich das Ganze nicht schnellstens aufklären kann und meinen Freund, aber auch das Geld und was er angeblich noch alles hat mitgehen lassen, auftreibe, werden wir unserem größten Wettbewerber aus Fernost zum Fraß vorgeworfen.“ Frederik Wittenberg gönnte sich einen tiefen Schluck aus seinem Glas. „Das,“ beendete er seine Zusammenfassung, „war mein heutiger Tag.“
„Hm, dafür sitzen Sie hier aber noch ziemlich entspannt. Chapeau!“ Laura warf ihm einen anerkennenden Blick zu. Insgeheim dachte sie: Wie zu erwarten, der große Frederik Wittenberg verliert selbst in dramatischen Situationen nicht die Kontrolle. „Haben Sie denn nichts Besseres zu tun, als mit mir hier ein Glas Wein zu trinken?“ Ihre Frage kam etwas schärfer als gewollt.
„Ich habe in den letzten Stunden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Klarheit in die Sache zu bringen. Meine Leute laufen auf Hochtouren, um allen Indizien nachzugehen. Vor morgen Früh, kann ich nichts Weiteres unternehmen“, resigniert zuckte er mit den Schultern, „und deshalb versuche ich etwas auszuspannen ... mit Ihrer Unterstützung ...“
„Es ehrt mich, dass Sie mich dazu entführt haben.“ Diesmal meinte Laura es auch wirklich so. Der Tag und alles, was noch auf diesen Mann zukommen würde, waren die Hölle und sie empfand ehrliches Mitleid. #